Hämodynamische Grundlagen

Venöses System

Die Venen sind für den Transport des Blutes zurück zum Herzen zuständig und fungieren nebenbei als Blutvolumenspeicher. Zweiteres wird durch ihre große Dehnungsfähigkeit ermöglicht, wodurch die sogenannten Kapazitätsgefäße etwa 70% des Blutes enthalten, welches sie dem Kreislauf bei Bedarf schnell zur Verfügung stellen können.
Sie haben wesentlich größere Durchmesser als ihre begleitenden Arterien und haben außerdem einen deutlich geringeren Flusswiderstand. Auch die Strömungsgeschwindigkeiten in Venen sind niedriger, steigen aber im Gegensatz zu denen in Arterien zum Herzen hin an.

Es ergeben sich folgende mittlere Strömungsgeschwindigkeiten für Venen
(Quelle: VON ENGELHARDT, 2015):

Um den Rückstrom des Blutes in den rechten Vorhof zu ermöglichen benötigt es verschiedene aktive und passive Mechanismen.
Um einen Rückfluss in den Venen Richtung Peripherie zu verhindern, gibt es Venenklappen in kleinen und mittleren peripheren Venen. Diese haben nicht nur eine Ventilwirkung, sondern untergliedern durch ihre regelmäßigen Abstände zudem die Blutsäule. Beim stehenden Tier kann dadurch der hydrostatische Druck in den Beinvenen niedriger gehalten werden.

Mittels der Muskelpumpe, also einer Kontraktion des Skelettmuskels können die Venen beim Laufen komprimiert und das Blut Richtung Herz "gepumpt" werden. Die Muskelpumpe liefert somit den wichtigsten Beitrag für den venösen Rückstrom aus den Extremitäten.

Einen weiteren aktiven Beitrag zum venösen Rückstrom liefert die Atmung. Dieser ist während der Inspiration erhöht, weshalb auch von einer Atmungspumpe gesprochen wird.
Zugrunde liegt ein sinkender intrathorakaler Druck bei Inspiration, welcher einen Rückstrom aus den extrathorakalen Venen durch Dehnung der Thoraxvenen und Vorhöfe fördert. Gleichzeitig steigt der intraabdominale Druck durch das sich senkende Zwerchfell, was wiederum den Bluteinstrom in die intrathorakalen Venen fördert, deren Strömungsgeschwindigkeiten dementsprechend steigen.
Schlussendlich verbessert sich dadurch die enddiastolische Füllung des rechten Ventrikels. Auch hier verhindert die Ventilwirkung der Venenklappen einen Rückfluss in die extrathorakalen Venen während der Exspiration.

Beim Ventilebenenmechanismus fördert die Herzaktivität selbst den venösen Rückstrom, durch herzspitzenwärts-gerichtete Verschiebung der Ventilebenen in der Kammersystole und resultierende Drucksenkung. Diese betrifft den rechten Vorhof und die V. cava und hat einen Sogeffekt auf das Blut in den Venen.
Wenn sich die Ventilebene der geöffneten AV-Klappen zu Beginn der Diastole Richtung Vorhof verschiebt, kommt es zu einer schnellen Ventrikelfüllung. Auch das hat einen Sogeffekt auf das Blut in den Venen.

Die Auswirkungen der Herzaktivität sind bei ruhig liegenden Tieren in den Dopplerspektren der V. cava caudalis und der Vv. hepaticae zu sehen (Näheres siehe Dopplersonographie-Kapitel der jeweiligen Venen).
In herzferneren Venen sind sie aufgrund der hohen Dehnungsfähigkeit der Venen nicht mehr im Dopplerspektrum zu sehen.

Folgende Druckveränderungen im rechten Vorhof können in den Dopplerspektren von V. cava caudalis und Vv. hepaticae gesehen werden:


Pulsatiles PW-Dopplerspektrum einer Vena hepatica durch die Druckveränderungen im rechten Vorhof
Pulsatiles Dopplerspektrum einer Vena hepatica durch die Druckveränderungen im rechten Vorhof

Da das Kapillarbett der Leber zwischen dem Herzen und der V. portae (und ihren Zuflüsse) liegt, ist in deren Dopplerspektren kein pulsatiler Fluss wie bei der V. cava caudalis und den Vv. hepaticae zu sehen.
Die Atmung kann dagegen sehr wohl das Dopplerspektrum der V. portae beeinflussen, jedoch auf andere Weise als bei den intrathorakalen Venen.
Hier wird, durch das sich bei Inspiration senkende Zwerchfell, eine Kompression auf das Leberparenchym ausgeübt. Dadurch staut sich das Blut im portalen System und die Strömungsgeschwindigkeit wird hier bei Inspiration verlangsamt.


Wellenförmiges PW-Dopplerspektrum der Vena portae bei einem Hund mit frequenter Atmung
Wellenförmiges Dopplerspektrum der Vena portae bei einem Hund mit frequenter Atmung


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